Vor 75 Jahren - Wiederaufbau des DRK Karlsdorf
Ein Rückblick in Dank und Würdigung der Rotkreuzarbeit der "Männer und Frauen der ersten Stunde" in der Zeit des Wiederaufbaus des DRK Karlsdorf nach dem 2. Weltkrieg.
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 wurden nahezu alle Aktiven des DRK Karlsdorf zum Militärdienst einberufen, so dass die eigentliche Vereinsarbeit zum Erliegen kam.
Welche Aufgaben und Einsätze der kleine Rest der älteren Helfer und insbesondere der Helferinnen der Sanitätskolonne Karlsdorf bewältigten, ist einem Protokollbuchnachtrag der damaligen Schriftführerin Frieda Habitzreither zu entnehmen:
"Im September 1939 brach der 2. Große Weltkrieg aus. Für die Karlsdorfer Sanitätskolonne bedeutete dies, wie für alle in ganz Deutschland, sofortiges Bereitsein und, wenn es verlangt wurde, vollständige Hingabe. Dessen war sich die Aktivität bewusst und hat zugegriffen, wo es überhaupt nur gefehlt hat.
Es wurden Nachtwachen abgehalten. Dann kam der große Einsatz bei Fliegerschäden; d. h. bei der Versorgung von Verwundeten.
Hier kann ganz besonders der Angriff auf Bruchsal [am 01. März 1945] betont werden, der 2.000 Tote forderte. Hier war die ganze Kolonne im Einsatz. Außerdem gab es tagtäglich Verwundete von JaBo-Fliegern [Jagdbomber], bei uns ganz besonders, da wir nahe bei der Autobahn und der Bahnlinie lagen.
So hat jedes Mitglied auf Schritt und Tritt die Bewährung zeigen müssen. Dazu kam damals noch die Betreuung von Flüchtlingen, die von ganz gefährdeten Gebieten in Transporten auf Ortschaften evakuiert wurden. Wir in Karlsdorf haben damals den Transport vom Bahnhof Bruchsal abgeholt, im Schulhaus untergebracht und ihnen zusammen mit Soldaten die erste Mahlzeit gekocht. Die älteren und kränklichen Personen haben wir gepflegt.
Es waren oft unbeschreibliche Forderungen, die herangetreten sind. Es gab Situationen, bei denen nicht mehr nach dem Willen gefragt werden konnte, bei der jeder Einzelne instinktiv handeln musste - das war Krieg!
Von unserer Sanitätskolonne selber kamen einige Mädels zum Kriegseinsatz als Rot-Kreuz-Schwester und Nachrichtenhelferin. Darunter auch unsere damalige Kolonnenführerin Maria Schlindwein. Die Männer wurden zum Heeresdienst eingezogen. Unser Kolonnenführer Alois Riffel wurde 1943 eingezogen. An seine Stelle kam sein Stellvertreter Emil Huber als Kolonnenführer, der die männliche Kolonne bis zum Kriegsende hatte. Die weibliche Kolonne hatte nach der Einberufung von Maria Schlindwein, Rosa Schmitt übernommen, die nach einem Jahr ebenfalls in den Lazarettdienst getreten ist. An dieser Stelle hat Pauline Schlindwein die Führung erhalten. Eine kurze Zeit hat Elisabeth Götz die Führung gehabt.
Ab 1943 hat die Führung Frieda Habitzreither übertragen bekommen, die sie bis Kriegsende [08. Mai 1945] in den Händen hatte".
Soweit die Ausführungen von Frieda Habitzreither. Nur wenige Monate nach Kriegsende fanden sich bereits wieder Helferinnen und Helfer zusammen, um die allgemeine Notlage der Bevölkerung verbessern zu helfen.
Es war der Verdienst des langjährigen Mitgliedes Jakob Huber, der zusammen mit Oskar Habitzreither und Irma Baumann wieder die Initiative ergriff, um den Bestand der "Freiwilligen Sanitätskolonne Karlsdorf" aufrecht zu erhalten.
Auf einer Versammlung im Jahr 1946 wurde dann auch Oskar Habitzreither zum 1. Vorstand und Jakob Huber zu seinem Stellvertreter gewählt. Viele der männlichen Mitglieder sind im Krieg gefallen oder waren zu dieser Zeit noch in Kriegsgefangenschaft.
Zu Beginn des Jahres 1947 hatten sich die Verhältnisse wenigstens wieder einigermaßen normalisiert und es erfolgte von der Rotkreuz-Kreisstelle Bruchsal die Aufforderung, in jeder Ortsgruppe des Roten Kreuzes im Kreis eine Vorstandswahl durchzuführen.
Am 01. März 1947 kam es zur ersten Generalversammlung der Sanitätskolonne Karlsdorf nach dem 2. Weltkrieg. Nach längerer Diskussion und verschiedenen Aussprachen kam es zur Wahl, auf der entsprechend der neuen Satzung erstmals auch ein Stellvertreter des 1. Vorstandes gewählt wurde. Die Wahl ergab folgendes Ergebnis:
1. Vorstand Alois Weschenfelder
2. Vorstand Adolf Schmitt
Kassier Alois Bolz
Schriftführer Frieda Habitzreither
1. Beisitzer Fritz Schmitt
2. Beisitzer Jakob Huber
Die Leitung der Kolonne erhielten Oskar Habitzreither und Christina Klein. Die allwöchentlichen Übungsstunden wurden wieder vom bisherigen Kolonnenarzt Dr. med. Pickel aus Forst abgehalten, der dieses Amt bereits 1940 von seinem Vorgänger Dr. med. Kleiser, ebenfalls aus Forst übernommen hatte.
Es war ein Verdienst dieser "Männer und Frauen der ersten Stunde", dass der Wiederaufbau so schnell begonnen werden konnte und erfreuliche Fortschritte machte.
Schriftführerin Frieda Habitzreither, die im hohen Alter von 97 Jahren in 2018 verstorbene Zeitzeugin der ersten Vorstandschaft des DRK Karlsdorf nach dem 2. Weltkrieg, schrieb im Dezember 1947 folgende Sätze ins Protokollbuch:
"Zum Abschluss des Jahre 1947 kann gesagt werden, dass im Roten Kreuz Ortsgruppe Karlsdorf sehr viel Arbeit geleistet worden ist. Vor allem unser Vorstand hat sich unermüdlich eingesetzt. Was zu Beginn des Jahres oft hoffnungslos ausgesehen hat, zeigt heute ein ganz anderes Bild. Die Arbeit im vergangenen Jahr war sehr viel und schwer, jedoch kann ich der Überzeugung
Ausdruck geben, dass sie auf guten Boden gefallen ist. Wir wollen zuversichtlich ins Neue Jahr treten und auf Gott vertrauen, der uns die Kraft gibt, alle neuen Aufgaben zu meistern."
Zu Beginn des Jahres 1948 wurde der ehemalige Kolonnenführer Alois Riffel erneut gewählt. Oskar Habitzreither zu seinem Stellvertreter. Unter ihrer Leitung machte der Wiederaufbau der Sanitätskolonne weiter schnelle Fortschritte und der DRK Ortsverein Karlsdorf konnte trotz der oft sehr widrigen Umstände im Juni 1949 in einer schlichten Feierstunde sein 40-jähriges Bestehen, im Beisein des 1. und 2. Vorsitzenden des damaligen DRK-Kreisvereins Bruchsal, Medizinalrat Dr. Schmich und Hauptlehrer Krauth, begehen.
Noch bis Ende der 1950er Jahre war die Vereinsarbeit durch die Folgen des 2. Weltkrieges geprägt.
Wenn Sie mehr erfahren wollen über die Entwicklung des DRK Karlsdorf und seiner Gemeinschaften finden Sie eine Kurzchronik zur über 100jährigen Vereinsgeschichte hier...
"Wer seine Wurzeln nicht kennt, kennt keinen Halt"
Stefan Zweig, Schriftsteller (1881 - 1942)
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