Anstieg der Einsatzzahlen im Rettungsdienst
Wo vor zehn Jahren, also im Jahr 2011, sich die Zahl der Einsätze auf 110.698 belief, war in 2020 ein Anstieg auf 162.920 Einsätze zu verzeichen - mit weiter steigender Tendenz.
Der Stadt- und Landkreis Karlsruhe hat rund 769.868 Einwohner und eine Gebietsfläche von knapp 1.258 km². Den Landkreis bilden 32 Städte und Gemeinden mit über 100 Stadt- und Ortsteilen, darunter sind sechs große Kreisstädte Bretten, Bruchsal, Ettlingen, Rheinstetten, Stutensee und Waghäusel.
Rund 207 km Bundesstraßen, 314 km Landstraßen, viele Kilometer Schienenwege und große Industriegebiete erfordern einen gut organisierten Rettungsdienst.
Schon seit Jahren zeichnet sich der Trend von stetig wachsenden Einsatzzahlen für den Rettungsdienst deutschlandweit ab.
Von dem permanenten Anstieg ist natürlich auch Karlsruhe betroffen. Wo vor zehn Jahren, also im Jahr 2011, noch 110.698 Einsätze zu bedienen waren, waren es zwei Jahre später in 2013 schon rund 115.000.
Fünf Jahre später waren im Jahr 2018 schon über 147.000 Einsätze zu verzeichnen. Dies steigerte sich 2019 weiterhin auf fast 155.000 Einsätze. Im Jahr 2020 waren es dann 162.920, zu denen es im laufenden Jahr 2021 einen weiterhin ansteigenden Trend gibt. Bisher alarmierten die DisponentInnen der Integrierten Leitstelle (ILS) bis 31.07.2021 schon über 90.000 Mal das Rettungsdienstpersonal zu einem Einsatz.
Der Rettungsdienst gliedert sich hierbei auf in die Notfallrettung und den Krankentransport. Auch zählen die Alarmierungen der Notfallhilfe hier dazu und noch ein paar weitere Abläufe. Bis zum Jahresende wird sich die Gesamtzahl der Einsätze nochmals erhöhen, da bisher erst 2/3 des Jahres vorüber sind.
Durchschnittlich empfing die ILS im Juli diesen Jahres 1.496 Anrufe in 24h, von denen nicht jeder zu einem Einsatz führt, aber beantwortet werden muss. Die Anrufe über die Rufnummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes und zur Bestellung eines Krankentransportes sind hierbei auch mitgezählt.
Somit haben die DisponentInnen der ILS immer etwas zu tun, sind aber dennoch auch immer für Sie unter der Notrufnummer 112 zu erreichen.
Die Gründe für eine steigende Tendenz der Einsatzzahlen sind vielseitig. Natürlich kann hier das Wetter, besonders die Umschwünge im Sommer, angeführt werden. Aber auch die Covid-19 Pandemie ist nicht spurlos am Rettungsdienst vorbeigegangen und hat die Einsatzzahlen in die Höhe getrieben. Hinzu kommt, dass besonders im ländlichen Bereich ein steigender Hausärztemangel herrscht und der Weg ins Krankenhaus mit dem privaten PKW lang sein kann. Auch in den Krankenhäusern findet zunehmend ein Wandel mit zunehmender Spezialisierungstendenz statt, weswegen sogenannte Sekundärtransporte (Verlegungen von einem Krankenhaus in ein anderes) zunehmen.
Allerdings werden auch immer wieder Kliniken geschlossen, wie im Februar 2018 die Paracelsus-Klinik in Durlach. Aber nicht nur Schließungen sind ein Problem, sondern auch die Klinikzentralisation, welche momentan besonders aktuell ist. Die wachsende Bevölkerungszahl in Karlsruhe ist als Begründung für erhöhte Einsatzzahlen ebenfalls relevant.
Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe wohnten 2020 insgesamt 769.868 Menschen. Im Vergleich zum Jahr 2017 sind das über 15.000 Menschen mehr, die es aktuell im Rettungsdienstbereich zu versorgen gilt (Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg).
Durch den demografischen Wandel wird diese Begründung noch weiter befeuert, sodass die Mischung dieser beiden Umstände wohl als einer der Hauptgründe angeführt werden kann. Hinzu kommen auch eine immer größer werdende Anzahl an PendlerInnen, die auch das Verkehrsaufkommen steigern, weswegen der Rettungsdienst länger bis zum Einsatzort braucht.
Weitere Verzögerungen während der Anfahrt der Rettungsmittel entstehen durch eine Vielzahl an Baustellen, besonders auf den Autobahnen. Nicht nur die Anfahrtswege werden dadurch erschwert, es kommt auch häufiger zu Unfällen.
Als Begründung auch relevant, ist das höhere Anspruchsdenken der Bevölkerung im Vergleich zur Einstellung zum Rettungsdienst vor zehn Jahren. Zudem werden die weiteren Angebote, wie beispielweise der Ärztliche Bereitschaftsdienst noch nicht ausreichend genutzt, was an mangelnder Aufklärung der Bevölkerung liegen kann oder an grundsätzlichem fehlenden Wissen über weitere Versorgungsmöglichkeiten. Den Rettungsdienst zu alarmieren ist einfach und die Hilfe kommt zuverlässig und schnell, was die Nutzung des Rettungsdienstes im Vergleich zu den anderen Versorgungsmöglichkeiten attraktiver macht.
Mit rund 1.258 Quadratkilometern ist das Einzugsgebiet der Integrierten Leitstelle Karlsruhe einer der größten Rettungsdienstbereiche in ganz Baden-Württemberg. Im Jahr 2017 wurde das System zweier Leitstellen, eine für den Rettungsdienst und eine für die Feuerwehr, umgestellt auf eine gemeinschaftliche Leitstelle, die mehrere nicht-polizeiliche Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben integriert.
So entsteht auch die Begrifflichkeit der Integrierten Leitstelle. Besonders bei Großschadenslagen, wo mehrere Behörden und Organisationen zusammenarbeiten müssen, ist dies sinnvoll, da die Wege kurz sind und alle räumlich im selben Haus sitzen und dadurch die Möglichkeit haben gemeinsam an einem Tisch zu sitzen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Im Rettungsdienst vor Ort ist das Deutsche Rote Kreuz der größte Dienstleiter und betreibt aktuell 17 Rettungswägen, davon 14 Rettungswägen an 24 Stunden jeden Tag des Jahres. Zusätzlich gibt es einen Adipositas-Rettungswagen und einen Intensiv-Rettungswagen.
Im Krankentransport werden 15 Krankentransportwägen vorgehalten, welche im Schichtbetrieb 24 Stunden abdecken. Durchschnittlich sind 9 Fahrzeuge gleichzeitig im Dienst.
Stationiert sind die Fahrzeuge in 10 Rettungswachen verteilt im Stadt- und Landkreis Karlsruhe. Zusätzlich werden 7 Notarztfahrzeuge vorgehalten, wovon eines als spezielles Kinder-Notarztfahrzeug ausgestattet ist. Neben dem DRK sind im Karlsruher Rettungsdienst auch noch andere Hilfsorganisationen wie der Arbeiter-Samariter-Bund und der Malteser Hilfsdienst, aber auch private Dienstleister, wie beispielsweise ProMedic tätig.
Um den gestiegenen Einsatzzahlen und längeren Anfahrtswegen gerecht zu werden, plant der DRK-Kreisverband Karlsruhe e.V. in den nächsten Jahren die Anzahl an Rettungswachen und Rettungsfahrzeugen zu erhöhen. Damit die erhöhte Kapazität an Rettungsmitteln besetzt werden kann, bildet der DRK-Kreisverband Karlsruhe e.V. ab nächstem Jahr insgesamt 48 NotfallsanitäterInnen aus. Die Anzahl der Auszubildenden wird somit fast verdoppelt.
Die Integrierte Leitstelle empfängt alle Anrufe aus dem Rettungsdienstbereich Karlsruhe, welche über die europaweite Notrufnummer 112 eingehen, aber auch über die 0721-19222 zur Bestellung eines Krankentransports.
Außerhalb der ärztlichen Sprechstunde laufen auch die Anrufe über die Nummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 auf. Diese bearbeiten speziell ausgebildete LeitstellendisponentInnen.
Anhand des Notrufs müssen die MitarbeiterInnen der Leitstelle in Sekundenschnelle entscheiden, wie schwer die Verletzung oder Erkrankung der zu versorgenden Patientin oder des zu versorgenden Patienten ist und welche Maßnahmen zu deren Versorgung eingeleitet werden müssen. Daher sind die Angaben der AnruferInnen für das weitere Vorgehen enorm wichtig.
Daraufhin wird das Einsatzfahrzeug, welches die kürzeste Anfahrtszeit zur Einsatzstelle hat und verfügbar ist, alarmiert. Bei Großeinsätzen werden zudem noch ehrenamtliche HelferInnen der Bereitschaften alarmiert. In manchen Ortschaften gibt es auch ehrenamtliche Notfallhilfen, welche gemeinsam mit dem Rettungsdienst alarmiert werden, aber aufgrund ihrer räumlichen Nähe schon viel früher am Einsatzort sein können und somit vorab Lebensrettende Sofortmaßnahmen ergreifen können.
Text: Lara Windschnurer, Mitteilung DRK Kreisverband Karlsruhe e. V. vom 29.10.2021